Berichte 2016

Versorgung

Patienten im Zentrum

Patientenzentriertes Handeln ist für das USZ mehr als ein Schlagwort. Es stellt Fachwissen und Technologie in den Dienst am Patienten und initiiert immer wieder organisatorische Verbesserungen. Ein typisches Beispiel dafür ist ein Pilotprojekt zur familienzentrierten Betreuung in der Neonatologie, bei dem Eltern und Familien frühgeborener Kinder nicht nur in der Klinik, sondern auch später zu Hause begleitet und unterstützt werden.

Gebündelte Fachkompetenz

Die zunehmende Spezialisierung der Medizin führt zu immer höherer Fachkompetenz, macht es aber für die Patientinnen und Patienten schwieriger, sich zurechtzufinden. Für die Organisation wird es aufwändiger, alle Informationen zeitgerecht, vollständig und verständlich verfügbar zu machen. Die Antwort des USZ auf diese Entwicklung ist die Gründung von Zentren, in denen alle erforderlichen Spezialärzte und das Fachwissen weiterer Berufsgruppen, insbesondere der Pflege, gebündelt werden. Die Aktivitäten von Zentren umfassen Fallbesprechungen, Fortbildungen für interne und externe Ärztinnen und Ärzte sowie interdisziplinäre Laufbahnplanungen. Typische Beispiele sind das Adipositas-Zentrum, das eine umfassende Beratung, Diagnostik, Operation und Nachbehandlung erlaubt, oder das CCCZ (Comprehensive Cancer Center Zürich), in das seit 2017 auch die universitäre Grundlagenforschung einbezogen ist. Dank der gebündelten Fachkompetenz in den Zentren können Patientinnen und Patienten früher von wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren.

Die Antwort des USZ auf diese Entwicklung ist die Gründung von Zentren.

Erkenntnisse aus der Forschung nutzen

Die klinische Forschung spielt eine wichtige Rolle in der Patientenbetreuung. So bringt beispielsweise die DO-HEALTH-Studie Erkenntnisse über das gesunde Altern und die Vorbeugung von Unfällen und Erkrankungen im Alter. Das USZ nutzt seine Sturz- und Dekubitusstatistiken für die Prophylaxe von gefährdeten Patienten. Auch sogenannte Kohortenstudien (grosse Gruppen von Patienten, die systematisch über länger Zeit nachverfolgt werden) bringen neue Erkenntnisse zugunsten der Patienten. Ein Beispiel dafür ist die HIV-Kohorte. Das gewonnene Know-how über Antikörper gegen HIV ist wichtig für die Impfentwicklung. Die Erkenntnisse aus der Kohorte helfen, die Medikamentennebenwirkungen zu reduzieren, Resistenzen zu verhindern oder das Einhalten von Richtlinien durch Langzeitpatienten zu verbessern.

Wissenschaftler am USZ prüfen erstmals eine neue Methode zur Behandlung von Blaseninkontinenz. Dabei werden körpereigene Stammzellen eingesetzt, um den erschlafften Schliessmuskel zu reparieren. Dies ist ein typisches Bench-to-Bedside-Projekt. Solche Projekte, bei denen Ergebnisse der Grundlagenforschung direkt den Patienten zugutekommen, werden am USZ immer wieder umgesetzt.

Spezialisierte Leistungen zunehmend auch ambulant

Steigende stationäre und ambulante Patientenzahlen in einem hart umkämpften Umfeld belegen, dass das USZ Leistungen erbringt, die den Anforderungen von Patienten und Zuweisern gerecht werden. Im Vergleich zu 2016 nahmen die Hospitalisationen um 2.4 % auf 42’032 zu, die ambulanten Besuche um 4.4 % auf 597’973. Es handelt sich dabei nicht um eine Mengenausweitung im Bereich der Grundversorgung. Dies zeigt der zum Vorjahr leicht höhere Case Mix Index (CMI) als Mass für die Komplexität der Fälle (CMI = 1.565). Dieses gute Resultat wurde erreicht, obwohl das dem Index zugrunde liegende Klassifizierungssystem DRG ( Diagnosis Related Groups) komplexe Leistungen im Vergleich zum Vorjahr leicht schlechter bewertet. Die zusätzlichen stationären Patienten wurden trotz knapper Raumverhältnisse behandelt, was durch effektives Bettenmanagement und verbesserte Austrittsplanung erreicht werden konnte. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer nahm um 0.16 auf 6.71 Tage ab. Die Patienten bleiben am USZ, solange sie das Fachwissen seiner Spezialisten und die entsprechende Infrastruktur benötigen. Eine zeitgerechte und geplante Entlassung ist Ausdruck organisatorischer Qualität.

Eine zeitgerechte und geplante Entlassung ist Ausdruck organisatorischer Qualität.

Seit Längerem schon bezieht das USZ den Trend von stationärer hin zu ambulanter Medizin in seine Planung mit ein. Die Umstellung ist sehr anspruchsvoll, insbesondere angesichts der nicht auf ambulante Chirurgie ausgerichteten Infrastruktur am USZ. Verbesserungen sind allerdings mit dem geplanten Bezug des ambulanten universitären Gesundheitszentrums am Flughafen Zürich absehbar.

Im angestammten ambulanten Bereich werden zusätzliche spezialisierte Angebote bereitgestellt, wie beispielsweise eine neue Spezialsprechstunde für Kleinwuchs, was die Koordination verschiedener USZ-Institutionen und der Uniklinik Balgrist erfordert.

Sicherheit ist ein Kernthema des USZ

Die Sicherheit von Patienten und Personal ist für das USZ zentral. Eines der wichtigsten Themen war im Berichtsjahr die Senkung der spitalassoziierten Infektionen. Das USZ will die Rate längerfristig auf unter 5 % senken. Dieses Ziel wird über interprofessionelle Zusammenarbeit und Kommunikation strukturiert angegangen. Ein Beispiel dafür ist ein sehr erfolgreiches Video zu Hygienegrundsätzen. Weitere Schritte führen über Softwareunterstützung, zum Beispiel Darstellung der Katheterliegedauer in den Stationszimmern, bis zu pflegerischen Massnahmen wie die verbesserte Mundpflege. Diese Anstrengungen haben zu einer Reduktion der Infektionen von 8.8 % im Jahr 2016 auf 6.4 % im Berichtsjahr geführt. Sie werden konsequent fortgeführt.

Mit verschiedenen Massnahmen soll auch die Medikationssicherheit verbessert werden. Dazu gehören die Beschaffung von elektronisch überwachten Kühlschränken, neue Softwareunterstützung für die komplexe Verschreibung von Zytostatika sowie die Umsetzung von Standardvorschriften für die Medikamentenabgabe. Auch forschungsmässig ist das USZ in sicherheitsrelevanten Belangen aktiv, wie die zahlreichen Publikationen zum Mycobacterium chimaera, einem Bakterium aus der Gruppe der Tuberkuloseerreger, zeigen. Der Erreger selber war zwar bekannt, nicht aber dessen Infektionsaktivität im Zusammenhang mit Herzoperationen. Diese wurde in Zürich erstmals beschrieben, und es konnten gezielte Gegenmassnahmen eingeleitet werden.

Medizintechnik und Informatik

Medizintechnik und Informatik gelten als teuer, spielen aber eine wichtige Rolle für die Patientenbetreuung. Im Berichtsjahr beschaffte das USZ einen der weltweit ersten Computertomographen, der durch einen externen Sensor die Masse des Patienten erfasst und die Strahlendosis strahlencharakteristisch dynamisch an diese anpasst und minimiert.

In der Nuklearmedizin werden immer präzisere Diagnosen möglich durch die Entwicklung und Zulassung von Radiopharmaka, die im Bereich der Prostatakarzinomdiagnostik eingesetzt werden.

Informatiksysteme unterstützen die Diagnostik. Durch künstliche Intelligenz lernen sie automatisiert. Ihre Resultate sind in der Krebsdiagnostik an der Brust bereits vergleichbar mit den Erkenntnissen erfahrener Radiologen.

2017 wurde ein Patient Data Monitoring System (PDMS) eingeführt. Es ermöglicht die elektronische Erfassung, Speicherung und Darstellung von Daten in der Intensivstation. Kurzfristig erhöht dieses System die Datenverfügbarkeit und damit die Sicherheit der Patienten. Langfristig wird es auch wissenschaftliche Studien ermöglichen, die zum Beispiel die Früherkennung von Komplikationen erlauben werden.

Ein ebenfalls im Berichtsjahr beschaffter Operationsroboter wird in Körperregionen wie dem Hals oder dem Enddarm eingesetzt. Das USZ trägt durch wissenschaftliche Begleitung zur Evaluation dieser neuen Technologie bei.

Optimierte Nutzung der verfügbaren Kapazitäten

Das USZ plant Investitionen rational und nach sorgfältiger Bedarfsabklärung. In verschiedenen Gebieten werden Spitzenauslastungen erreicht, auch gegenüber nationalen und internationalen Benchmarks. Beispiele umfassen die Notfallstation, die ursprünglich für ungefähr die Hälfte der aktuell behandelten Patienten gebaut wurde und auch 2017 wieder mehr Patienten betreut hat, oder der Computertomograph im Notfall/Schockraum, der zu den am besten ausgelasteten Geräten der ganzen Schweiz gehört.

Operationskapazitäten und Betten werden an die effektiven Bedürfnisse der Kliniken angepasst. Das OP- und Bettenmanagement ergriff auch 2017 entsprechende Massnahmen. So wurden normale Bettenstationen zu IMC-Stationen (Intermediate Care) umgerüstet, weil der Bedarf nach mehr bestand. Oder Operationssäle wurden Kliniken mit höherem Bedarf zugeordnet. In der Bildgebung können dank elektronischer Anbindung weniger belastete Ärztinnen und Ärzte zur Entlastung von stark belasteten Teams eingesetzt werden.