Berichte 2016

Klinik für Neurologie

Das USZ hat im Jahr 2013 das Schlaganfallzentrum eröffnet, ein interdisziplinäres universitäres Zentrum für die Schlaganfallbehandlung. Das Schlaganfallzentrum am USZ stellt die umfassende Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall auf dem neusten Stand der klinischen Forschung sicher. Zudem betreut es die Partnerspitäler im Schlaganfallnetzwerk Zürich telemedizinisch und bietet Fort- und Weiterbildungen an. Die Schlaganfallforschung mit grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Studien ist dabei ein Schwerpunkt in Kooperation mit nationalen und internationalen Zentren.

Schnelle Erstversorgung

Wichtiges Kriterium für die Qualität der Schlaganfallakutbehandlung ist die Zeitdauer zwischen Eintritt und Bildgebung (door-to-imaging time, DTI) und intravenöser Lysetherapie (door-to-needle time, DTN) und Thrombektomie (door-to-groin time, DTG). Jede Minute bis zum Beginn einer Revaskularisierungstherapie (Lyse) zählt, um Hirngewebe zu erhalten (time is brain).

Mit dem Swiss Stroke Registry (SSR) kann die Geschwindigkeit der Erstversorgung als kritischer Parameter und Zielmass für die Qualität der Versorgung ausgewiesen und im Vergleich zu anderen Schweizer Zentren bewertet werden. Eine optimale Versorgung des Schlaganfalls in der Akutphase ist wichtig.

Zeitdauer Erstversorgung, Median in Minuten (min. bis max.)

Quelle: Klinik für Neurologie, Prof. Michael Weller, Klinikdirektor; Prof. Andreas Luft, Leiter des Schlaganfallzentrums

USZ 2017 USZ 2016 USZ 2015 USZ 2014 Spitäler des SSR Zielbereich
Zwischen Erstkontakt mit dem Patienten und Komplettierung des CT oder MRI
Zeitdauer in Minuten 22 24 25.8 25.7 24 25
Median in Minuten (min. bis max.) (5 – 102) (5 – 90) (3 – 100) (2 – 68) (18 – 34)
Zwischen Erstkontakt und Beginn der intravenösen Thrombolyse
Zeitdauer in Minuten 38 43 52.8 51 44 40
Median in Minuten (min. bis max.) (5 – 190) (4 – 300) (13 – 180) (10 – 125) (30 – 62)
Zwischen Erstkontakt und Beginn der endovaskulären Thrombektomie/Lyse
Zeitdauer in Minuten 129 160 180 167 123 90
Median in Minuten (min. bis max.) (25 – 402) (45 – 373) (30 – 375) (44 – 320) (89 – 170)
USZ 2017 Zielbereich

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Im Jahr 2017 konnte wiederum eine Reduktion der Zeitdauer gegenüber den Vorjahren erreicht werden. Die direkte Aufnahme von Patienten auf der Stroke Unit in unmittelbarer Nähe der neuroradiologischen Bildgebung (Neuro-CT und MRI im Nord 1C) sowie die hervorragende interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Eintritt der Patienten gewährleistet eine kurze Door-to-imaging und Door-to-needle-time.

Hingegen ist die Zeitdauer zwischen Erstkontakt und Beginn der endovaskulären Thrombektomie/Lyse noch deutlich höher als der Zielwert. Der Hauptgrund ist, dass zur besseren Patientenselektion vor der Intervention ein aufwändigeres Bildgebungsprotokoll durchgeführt wird. Dieses hilft bei der optimalen Therapieselektion und identifiziert auch Patienten, die mit herkömmlicher Bildgebung von der Therapie ausgeschlossen würden. Das Verfahren benötigt aber mehr Zeit (zum Beispiel Hirnperfusions-Imaging). Darüber hinaus werden am USZ Thrombektomien immer in Vollnarkose durchgeführt, um die Präzision des Eingriffs zu verbessern; die anästhesiologische Vorbereitung dafür kostet Zeit. Der Nutzen dieser präzisen Vorbereitung/Methode wird wissenschaftlich untersucht. Wir arbeiten weiterhin an einer Optimierung der internen Prozesse durch neue Bildgebungs- und Auswerteverfahren und Straffung der Prozesse, um die mittlere Zeitdauer zu reduzieren

Im Jahr 2017 wurden im USZ total 671 Patientinnen und Patienten mit einem Hirninfarkt stationär behandelt. Aus den Routinedaten, die gemäss nationalen Spezifikationen erhoben wurden, lässt sich eine Mortalitätsrate während der Hospitalisation bei der Hauptdiagnose Hirninfarkt von 8.2 % ableiten. Dieser nach Alter und Geschlecht risikoadjustierte Wert liegt über dem Erwartungswert IQM von 5.59 %.

Der Erwartungswert beschreibt die Sterblichkeit, die zu erwarten wäre, wenn man für den untersuchten Indikator aus der gesamten IQM-Patientengruppe eine Stichprobe mit gleicher Alters- und Geschlechtsverteilung wie im betreffenden Spital ziehen würde. Die beobachtete Sterblichkeit im Spital sollte nicht höher als dieser statistische Erwartungswert liegen.

Fallzahlen und Mortalitätsraten Hirninfarkt

Quelle: Routinedaten 2017 nach CH-IQI Version 5.1., Medizincontrolling

2017 2016
USZ IQM USZ
Fallzahlen 671 106'545 950
Mortalitätsraten 12.5% 9.5% 13.2%
Erwartungswert 7.5% 7.7%
2017 2016
671 950

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Legende: nach Alter und Geschlecht risikoadjustierte Werte; Peer Review 2016 zeigt, dass das USZ schwerstkranke, polymorbide Schlaganfallpatienten mit erheblichen Komplikationsrisiken aus dem Grossraum Zürich versorgt.

Analysen zeigen, dass die universitären Einrichtungen ein anderes Patientenkollektiv haben als der Durchschnitt aller Krankenhäuser. Dies liess sich auch im Protokoll des durchgeführten IQM-Peer Reviews  im Jahr 2016 für das Schlaganfallzentrum am USZ bestätigen: „Die Neurologische Universitätsklinik versorgt offensichtlich schwerstkranke, polymorbide Schlaganfallpatienten mit erheblichen Komplikationsrisiken aus dem Grossraum Zürich. Insofern nimmt sie einen besonderen Status ein. Die Behandlung erfolgt auf höchstem Niveau und ist sehr gut durchstrukturiert.“