Berichte 2016

Pflegequalität

An der nationalen Qualitätsmessung (ANQ) nahm das USZ 2017 bereits zum siebten Mal teil. Pflegefachpersonen erhoben Daten zu Dekubitus und Sturz an einem Stichtag aus dem elektronischen Klinikinformationssystem und aus einer zusätzlichen Befragung und Untersuchung der Patientinnen und Patienten.

Für den nationalen Spitalvergleich werden risikoadjustierte Ergebnisse veröffentlicht, da nur diese einen Vergleich zwischen den Spitälern erlauben. Dabei wird berücksichtigt, dass Patienten unterschiedliche Risiken haben, einen Dekubitus im Spital zu entwickeln oder im Spital zu stürzen (zum Beispiel Alter, Aufenthaltsdauer, Grunderkrankung). Das USZ veröffentlicht seine Werte im Längsvergleich auf einer Zeitachse von fünf Jahren.

Tiefe Dekubitus- und Sturzraten

2017 konnte erneut eine hohe Teilnehmerrate erreicht werden. Sie stieg sogar von 81.3 % auf 83.3 % im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Anstieg lässt sich auf die in den vergangenen Jahren gesammelten Erfahrungen zurückführen sowie auf klare Strategien zur Vorbereitung, insbesondere die sorgfältige Information der Teilnehmenden.

Von total 696 in Frage kommenden Patienten wurden 580 Personen in die Messung eingeschlossen. Bei 116 Personen (16.7 %), welche nicht teilgenommen haben, verweigerten 58 (10 %) die Teilnahme. 25 Personen (4.3 %) konnten nicht einbezogen werden, weil sie entweder zu krank waren, ihr kognitiver Zustand es nicht zuliess oder sie sich in einer terminalen Krankheitsphase befanden. Acht Patientinnen oder Patienten waren zum Zeitpunkt der Messung wegen Eingriffen oder Therapien nicht erreichbar. Bei 1.4 % war die Teilnahme wegen Fremdsprachigkeit nicht möglich.

Definition und Klassifikation

Dekubitus

Gemäss der internationalen Definition durch das amerikanische und europäische „Pressure Ulcer Advisory Panel“ (NPUAP-EPUAP )  ist ein Dekubitus eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes infolge von Druck oder von Druck in Kombination mit Schwerkräften.
Im Rahmen standardisierter Messverfahren erfolgt eine Einteilung in vier Kategorien. Sie reichen von einer nicht wegdrückbaren Rötung bei intakter Haut (Kategorie 1) bis zu totalem Gewebeverlust, freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln (Kategorie 4). Uneinstufbare, nicht klassifizierbare Gewebeschädigungen sowie vermutete unbekannte Gewebeschädigungen sind weitere mögliche Kategorien (NPUAP-EPUAP 2014).

Sturz (Definition und Modul der ANQ-Messung)

Die WHO definiert Sturz als ein Ereignis, «bei dem die betroffene Person aus dem Liegen, Sitzen oder Stehen unbeabsichtigt und unkontrolliert auf eine tiefere Ebene gleitet oder fällt».
Die Sturzraten waren in der ANQ-Messung 2017 gegenüber dem Vorjahr unverändert. Die Messung enthält fünf Fragen mit detaillierten Unterfragen zum Auftreten des Sturzes in der eigenen Institution, zu Folgen des Sturzes innerhalb der Institution, ebenso zu Risikofaktoren (vorgängiger Sturz innerhalb von zwölf Monaten sowie sedierende/verhaltensbeeinflussende Medikamente) und Präventionsmassnahmen für Stürze und sturzbedingte Verletzungen.

Patientenmerkmale der ANQ-Messung im Überblick

Das Durchschnittsalter der in der Messung erfassten Patientinnen und Patienten hat leicht zugenommen, die Aufenthaltsdauer und die Pflegeabhängigkeit (PAS) haben leicht abgenommen.

Patientenmerkmale innerhalb der Messung

Quelle: Zentrum Klinische Pflegewissenschaft; Dr. Heidi Petry, Leiterin, Katharina Bosshart, MScN

2017 2016 2015 2014 2013
Durchschnittsalter (Jahre) 60.8 60.5 60.3 59.3 56.2
Geschlechterverteilung: (Frauen) 43.6% 40.6% 47.4% 39.9% 42.3%
Anzahl Diagnosen/Patient 4.2 4.4 4.2 3.8 3.2
Durchgeführte Operation 48.1% 51.4% 48.7% 43.1% 44.4%
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tagen 9.4 9.7 10.7 9.6 10.5
Pflegeabhängigkeit mit völliger, überwiegender und teilweiser Abhängigkeit 23.2% 24.2% 27.6% 25.0% 22.8%
Pflegeabhängigkeit mit überwiegender oder totaler Unabhängigkeit 76.8% 75.8% 72.4% 75.0% 77.2%
2017 2016
60.8 60.5

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Resultate der Messungen

Die Dekubitus-Gesamtprävalenz ist am USZ im Jahr 2017 leicht gestiegen. Von den 580 Teilnehmenden wiesen am Stichtag 30 Personen (5.2 %) insgesamt 36 Dekubitus auf.

Der internationalen Evidenz folgend unterscheidet die ANQ-Messung auch im Messjahr bei der Dekubitus-Risikoerfassung zwischen der Einschätzung der Pflegefachpersonen und den Resultaten spezifischer Assessmentinstrumente. Hierbei zeigt sich die mangelnde Spezifität der Messinstrumente und damit die Bedeutung der viel präziseren klinischen Einschätzung durch erfahrene Pflegefachpersonen. Während die Risikoerfassung über das Assessmentinstrument 46 % der Teilnehmenden als dekubitusgefährdet einstufte, war dies bei der subjektiven klinischen Einschätzung unserer Pflegefachpersonen nur bei 26.4 % der Fall.

Im 2017 waren die meisten Dekubitus (29) den tiefen Kategorien 1 und 2 zuzuordnen. Drei Dekubitus gehörten zur Kategorie 3. Es lag kein Dekubitus der Kategorien 4 vor. Je zwei Dekubitus liessen sich entweder keiner Kategorie zuordnen oder wiesen eine Gewebeschädigung unbekannter Tiefe auf. Bei den Resultaten fällt die starke Zunahme von Risikopatienten ohne Dekubitus seit 2016 auf.

Die im USZ im Berichtsjahr 2017 gemessene Dekubitusprävalenz von 5.2 % ist im Vergleich mit den nationalen Zahlen aller allgemeinen Krankenhäuser mit Zentrumsversorgung (NA), bei denen in den Qualitätsmessungen eine Dekubitusprävalenz von 7.2 % ausgewiesen wird, erfreulicherweise tiefer.

Dekubitus- und Sturzraten im Vergleich

Quelle: Zentrum Klinische Pflegewissenschaft; Dr. Heidi Petry, Leiterin, Katharina Bosshart, MScN

2017 2016 2015
Dekubitus gesamt 30 (5.2%)  26 (4.7%) 25 (4.6%)
Dekubitus bei Spitaleintritt 10 (1.8%) 8 (1.4%) 2 (0.4%)
Dekubitus im Spital erworben 20 (3.4%) 18 (3.3%) 23 (4.2%)
Stürze während des Spitalaufenthaltes 19 11 14
2017 2016
30 (5.2%)  26 (4.7%)

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Präventionsmassnahmen

Als Präventionsmassnahme steigern die Pflegefachpersonen die gezielte Bewegungsförderung. Die nachfolgende Tabelle zeigt die eingesetzten Präventionsmassnahmen im Detail:

Präventionsmassnahmen Dekubitus im Jahr 2017

Quelle: Zentrum Klinische Pflegewissenschaft; Dr. Heidi Petry, Leiterin, Katharina Bosshart, MScN

Bei Risikopatienten ohne Dekubitus bei Patienten mit Dekubitus
N = 123 N = 30
Schaummatratze 16.3% 43.3%
Aktiv druckverteilende Matratze 9.8% 13.3%
Sitzauflage 5.7% 0.0%
Pflegerollstuhl 36.6% 56.7%
Wechsellagerung gemäss Zeitplan 43.1% 66.7%
Freilagerung Fersen/Fersenschutz 49.6% 43.8%
Druckentlastung andere Körperstellen 46.3% 63.3%
Gezielte Bewegungsförderung 69.9% 76.7%
Feuchtigkeits- oder Hautschutzprodukte 65.0% 90.0%
Prävention oder Behandlung von Flüssigkeits- und Ernährungsdefiziten 30.1% 40.0%
Patientenedukation 23.6% 26.7%
Andere Intervention 4.1% 6.7%
N = 123 N = 30
16.3% 43.3%

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Ob sich ein Sturzereignis innerhalb der vergangenen zwölf Monate ereignet hat, wurde bei 479 Personen erfragt. Von diesen waren 91 Personen (19 %) gestürzt. Während des Spitalaufenthalts ereignete sich bei 19 Patienten ein Sturz. Vier von ihnen (21.1 %) erlitten körperliche Verletzungen: Bei je einer Person handelte es sich um eine minimale und eine schwere Verletzung, zwei Personen hatten eine mittelschwere Verletzung. Zu den minimalen Verletzungen gehören Hämatome oder Schürfwunden, die keiner medizinischen Behandlung bedürfen. Mittelschwere Verletzungen sind beispielsweise Schnittwunden, die eine Wundbehandlung erfordern. Zu den schweren Verletzungen gehören Frakturen oder Kopfverletzungen. Von den 19 im Spital gestürzten Patienten hatten 13 (68.4 %) vor dem Sturz sedierende, verhaltensbeeinflussende Medikamente erhalten.

Im Vergleich mit den nationalen Daten aller Institutionen der Zentrumsversorgung, wo als Sturzrate während des aktuellen Spitalaufenthaltes 3.1 % errechnet wurde, ergibt sich im USZ mit 2.6 % ein leicht besseres Resultat.

Ein früherer Sturz gilt als hohes Risiko für weitere Stürze. Es ist deshalb ein hervorragendes Resultat, dass bereits gestürzte Patienten mehr präventive Massnahmen im Berichtsjahr erhielten.

Präventionsmassnahmen für Sturz/sturzbedingte Verletzungen

Quelle: Zentrum Klinische Pflegewissenschaft; Dr. Heidi Petry, Leiterin, Katharina Bosshart, MScN

Nicht gestürzte Patienten Gestürzte Patienten im Spital
N = 551 N = 19
Medikation überprüfen 24.5% 73.7%
Sehkraft / Sehvermögen überprüfen 13.4% 21.1%
Schuhwerk überprüfen 30.9% 68.4%
Hilfsmittel überprüfen 21.7% 57.9%
Tagesprogramm / Aktivitäten überprüfen 10.7% 31.6%
Übungs- und Trainingstherapie 23.9% 63.2%
Eins-zu-eins-Betreuung 1.6% 5.3%
Begleitung beim Gehen 31.7% 73.7%
Umgebungsanpassung 26.6% 84.2%
Niederflurbett / Matratze am Boden 0.0% 0.0%
Patientenedukation 23.2% 63.2%
Vereinbarung präventiver Interventionen 7.2% 15.8%
Andere Freiheitsentziehende Massnahmen 4.0% 15.8%
Keine Interventionen 37.3% 0.0%
Patient lehnt alle Interventionen ab 0.0% 0.0%
Nicht gestürzte Patienten Gestürzte Patienten im Spital
N = 551 N = 19

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