Berichte 2016

Herzzentrum Zürich

Das Universitäre Herzzentrum Zürich am USZ zählt zu den führenden Herzzentren der Schweiz. Die Mitarbeitenden der Kliniken für Kardiologie und Herz- und Gefässchirurgie arbeiten eng in Heart Teams zusammen. Expertinnen und Experten beider Bereiche entscheiden gemeinsam über diagnostische und therapeutische Massnahmen bei Herzklappenerkrankungen, Rhythmusstörungen und Herzinsuffizienz.

Trotz präventiver Massnahmen bleibt die koronare Herzkrankheit die wichtigste Ursache von Morbidität und Mortalität, auch in der Schweiz.

Akutes Koronarsyndrom

Die im Spital verstorbenen Patienten mit akutem Koronarsyndrom, die im Herzkatheterlabor (Andreas-Grüntzig-Herzkatheterlaboratorien) des USZ behandelt wurden, lag bei 6.4 %. Patienten mit Nicht-ST-Hebungs-ACS (NSTEMI und instabiler Angina Pectoris) wiesen eine Mortalität von 3,8 % auf und Patienten mit ST-Hebungsinfarkt eine Mortalität von 9,7 %.

Die Mortalität hängt entscheidend vom hämodynamischen Zustandsbild der Patienten bei Eintreffen des Patienten am USZ ab. So hatten zum Beispiel Patienten mit Status nach Reanimation eine Mortalität von 55,4 %. Bei Patienten hingegen, die nicht reanimiert werden mussten, lag eine Mortalität von nur 1,3 % vor, was im nationalen und internationalen Vergleich einem exzellenten Wert entspricht. Ähnlich verhielt es sich mit Patienten im kardiogenen Schock oder bei solchen, die intubiert werden mussten. Das USZ ist ein universitäres Schwerpunktzentrum und wird daher vorzugsweise vom Rettungsdienst und zuweisenden Spitälern mit ACS-Patienten und Patienten mit kritischen hämodynamischen Zustandsbildern bzw. unter Reanimationsmassnahmen aufgesucht. Die Mortalitätszahlen müssen daher detailliert aufgeschlüsselt werden (siehe nachfolgende Tabelle).

In der Klinik für Kardiologie wurde im Jahre 2015 ein IQM-Peer-Review durchgeführt. Die leitlinienorientierte, qualitativ sehr gute Diagnostik und Therapie der Patienten mit akutem Koronarsyndrom wurde bestätigt. Rückmeldungen wie z.B. der damals noch ungenügende Ausbau der telemetrischen Überwachung auf den Normalstationen wurden inzwischen umgesetzt.

 

In-Hospital-Mortalität

Quelle: Klinik für Kardiologie, Prof. Dr. med. Frank Ruschitzka, Klinikdirektor, Prof. Dr. med. Christian Templin, PD Dr. med. Nietlispach

Anzahl Mortalität (%) Referenz Mortalität (%)
alle ACS-Patienten 782 6.4 7.81
davon alle STE-ACS-Patienten 339 9.7
davon alle NSTE-ACS-Patienten 443 3.8
davon alle ACS-Patienten mit Reanimation 55.4
davon alle ACS-Patienten ohne Reanimation 1.3
davon alle ACS-Patienten mit kardiogenem Schock 61.4 41.4 – 75.0 (2–3)
davon alle ACS-Patienten ohne kardiogenem Schock 2.1
davon alle ACS-Patienten mit Intubation 55.7
davon alle ACS-Patienten ohne Intubation 1.5
Referenzen: Yeh RW et al. NEJM 2010, Hochman JS et al. NEJM 1999, Thiele H et al. NEJM 2017

Für detaillierte Tabellenansicht

Im Jahr 2017 wurden am USZ 807 Patientinnen und Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom (ACS) stationär behandelt. Aus den Routinedaten, die gemäss nationalen Spezifikationen erhoben wurden, liess sich bei den Hauptdiagnosen Myokardinfarkt und Angina Pectoris (I20.*, I21.* und I22.*) eine Mortalitätsrate von 6.9 % während der Hospitalisation ableiten. Dieser nach Alter und Geschlecht risikoadjustierte Wert liegt unter dem Erwartungswert der internationalen Initiative Qualitätsmedizin (IQM) von 7.4 %. Der Erwartungswert beschreibt die Sterblichkeit, die zu erwarten ist, wenn man für den untersuchten Indikator aus der gesamten IQM-Patientengruppe eine Stichprobe mit gleicher Alters- und Geschlechtsverteilung ziehen würde.

Herzchirurgie

In der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie wurden 2017 insgesamt 1’535 Herzoperationen durchgeführt. In der nachfolgenden Tabelle wird die Anzahl Operationen mit den beobachteten und erwarteten Mortalitätsraten dargestellt. In einem universitären Zentrum wie dem USZ müssen bei der Betrachtung der Daten der Schweregrad der zu operierenden Patienten berücksichtigt und eine Risikoabschätzung vorgenommen werden.

Scoring-Systeme ermöglichen eine interne Einschätzung des Patientenrisikos und den Vergleich der Ergebnisqualität mit anderen Institutionen. Kliniken mit vielen Hochrisikopatienten haben normalerweise eine höhere 30-Tage-Letalität als Häuser mit wenigen Hochrisikopatienten. Ein besseres Ergebnis steht somit nicht automatisch auch für eine bessere Therapiequalität. Um Vergleiche zwischen verschiedenen Kliniken anzustellen, ist es entscheidend, die jeweiligen Risikofaktoren der Patienten zu berücksichtigen.

Weltweit wird dafür in der Herzchirurgie der EuroSCORE (European System for Cardiac Operative Risk Evaluation) eingesetzt. Der EuroSCORE ermöglicht durch den leicht ermittelbaren Zahlenwert von 17 Kriterien einen Vergleich von Patienten und kann dadurch zur Qualitätsmessung der erbrachten Versorgung herangezogen werden. Die Prognose der Risikoabschätzung hängt allerdings von der korrekten und zuverlässigen Erhebung der EuroSCORE-Kriterien ab.

Die Dokumentationsqualität der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie wurde durch externe Prüfer auditiert. Die Prüfung hat gezeigt, dass 74 % der Daten korrekt ausgefüllt wurden. Um die Aussagekraft der prognostizierten Werte zu erhöhen, bedarf es einer Verbesserung der Datenqualität.

Mortalitätsraten bei herzchirurgischen Eingriffen im Jahr 2017

Quelle: Klinik für Herz- und Gefässchirurgie, Prof. Dr. med. Francesco Maisano, Klinikdirektor, Prof. Dr. med. Michele Genoni, Stv. Klinikdirektor

Ausgewählte, eindeutig definierte Eingriffe Anzahl Beobachtete Mortalitätsraten Prognostizierte Mortalitätsraten (EUROSCORE II)
Isolierte Bypass-OP 372 3.76 4.83
Isolierte konventionelle Mitralklappen-OP 197 0.54 2.91
Isolierte konventionelle Aortenklappen-OP 84 2.38 1.93
TAVI (Kardiologie und Herzchirurgie) 254 3.90 4.23
Aortenklappenersatz und Bypass-OP 51 1.96 5.42
Total primäre Eingriffe (QUIP Register) European Quality Improvement Program 1'252 5.05 4.78
Total alle Patienten 1'535 4.89

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