Berichte 2016

Interview mit dem Vorsitzenden der Spitaldirektion/CEO

Das USZ publiziert alljährlich einen umfassenden Qualitätsbericht. Der transparente Umgang mit Daten ist Voraussetzung dafür, die Qualität der Gesamtleistung im Spital mit gezielten Massnahmen zu fördern. Prof. Dr. med. Gregor Zünd nennt weitere Gründe für den Qualitätsbericht.

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Ich bin überzeugt, dass die Qualität entscheidend ist für ein zukünftiges Finanzierungsmodell im Gesundheitswesen.
Prof. Dr. med. Gregor Zünd

Das USZ publiziert nunmehr seit zehn Jahren einen umfassenden Qualitätsbericht. Weshalb ist dieser Bericht wichtig für Sie?

Der Bericht ist deshalb wichtig, weil wir Transparenz nach aussen aufzeigen wollen. Wir wollen zeigen, wo wir mit unserer Qualität stehen und welche Massnahmen wir getroffen haben, um unsere Qualität zu verbessern. Unsere zuweisenden Ärzte, und insbesondere unsere Patientinnen und Patienten, sollen wissen, in welcher Qualität sie bei uns Therapie und Diagnostik erfahren dürfen.

Um genau dieser auch seitens der Öffentlichkeit berechtigten Forderung nach mehr Transparenz gerecht zu werden, gibt es zahlreiche Anstrengungen verschiedener Akteure. Unter anderen publiziert das Bundesamt für Gesundheit jedes Jahr die Mortalitätsraten der Schweizer Spitäler. Sie hinterfragen die Aussagekraft dieser Daten. Weshalb?

Wir haben eine kritische Haltung, weil wir denken, dass man nicht alle Spitäler direkt miteinander vergleichen kann, wenn die Risikofaktoren unterschiedlich gelagert sind. So ist es für ein Universitätsspital – nicht nur für unseres – ein Nachteil, wenn wie in der BAG-Statistik nur zwei Risikofaktoren, nämlich Geschlecht und Alter, aufgeführt werden.

Wir haben viele Patienten mit komplexen Erkrankungen oder Voroperationen. Da bestehen ganz andere Risikofaktoren und wir würden ein risikoadjustiertes System, in dem wir auf internationalem Level risikoadjustierte Faktoren implementieren, sehr befürworten. Denn es ist wichtig, dass die Grundvoraussetzungen entsprechend übereinstimmen, um die Qualität miteinander vergleichen zu können.

Ein wichtiges Qualitätsmerkmal für ein Spital ist die Komplikationsrate. Wie sorgen Sie im USZ dafür, dass diese tief ist? Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

Es geht darum, dass wir kritisch mit der Zahl der Komplikationen umgehen und diese wenn möglich vermeiden. Wir führen auch bei uns sogenannte Morbidity-and-Mortality-Konferenzen durch, in denen wir die Komplikationsraten kritisch diskutieren und insbesondere jüngere Kolleginnen und Kollegen darauf aufmerksam machen, um Fehler zu vermeiden.

Ein wichtiges Thema, wenn wir Komplikationen ansprechen, sind auch die im Spital erworbenen Infektionen. Was tun Sie in diesem Bereich?

Im Spital erworbene Infektionen sind ein zentrales Problem. Nicht nur bei uns, auch bei anderen Spitälern. Wir engagieren uns sehr, damit wir die Infektionsrate senken können. In der Schweiz ist der Durchschnitt bei 6 Prozent. Wir haben am USZ ein Programm lanciert und lagen im April bei 6.2 Prozent. Unser Ziel ist es, bis Ende 2018 bei 5 Prozent zu sein.

Wo sehen Sie Ihre Rolle in der Qualitätsdebatte, sei es nach innen, gegenüber den Mitarbeitenden, sei es auch nach aussen, gegenüber der Öffentlichkeit?

Ich bin sehr engagiert, mit unseren Mitarbeitenden zusammen Programme zu gestalten, um die Infektionsrate zu senken. Gegenüber der Öffentlichkeit setze ich mich für eine echte Qualitätsdebatte ein. Denn ich bin überzeugt: Die Qualität ist schlussendlich entscheidend für ein zukünftiges Finanzierungsmodell im Gesundheitswesen.

(Text redaktionell bearbeitet)