Berichte 2016

Einfacher Schieltest mit neu entwickelter Strabismus-Videobrille

Ein Forscherteam des USZ und der Universität Sydney hat eine neuartige Videobrille zur Messung von Schielwinkeln entwickelt. In einer Studie wurde nun die Genauigkeit der Brille geprüft und ihr Einsatz in der Praxis erprobt. Vor allem für Kinder und Patienten mit angeborenem Schielen ist die neue Brille ein Gewinn.

Schielen (Strabismus) ist ein häufiges Sehproblem, ca. 5 Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Dabei verhindert ein Ungleichgewicht der Augenmuskeln die koordinierte Ausrichtung der Blickrichtung, was sich in einer Fehlstellung der beiden Augen, oft verbunden mit Doppelbildern, zeigt. Die möglichst genaue Messung der Blickabweichung (Schielwinkel) ist wichtig für die optimale Korrektur des Schielens, z. B. mittels Prismen-Brille oder durch eine Operation an den Augenmuskeln.

Zum Messen der Schielwinkel stehen verschiedene etablierte Tests zur Verfügung, bekannt sind der Hess-Schirm und die Harms-Wand. Diese lassen sich aber bei Kindern und bei Patienten mit angeborenem Schielen nicht gut anwenden. Auch sind die objektive Vergleichbarkeit der Resultate und die Wiederholbarkeit der Messung unter identischen Bedingungen schwierig.

Einfache und schnelle Messung

Ein Forscherteam des USZ und der Universität Sydney hat nun eine neue, binokulare Strabismus-Video-Brille entwickelt, mit der sich die Schielwinkel in verschiedenen Blickrichtungen einfach und schnell messen lassen. Dabei kommen eine in die Brille eingebaute Laser-Ziel-Projektion und zwei Flüssigkristalldisplays zur Anwendung, mit denen die Augen automatisch wechselseitig abgedeckt werden können.

Die Entwicklung der Brille basiert auf einer langjährigen Zusammenarbeit von PD Dr. med. Konrad P. Weber von der Augenklinik und der Klinik für Neurologie des UniversitätsSpitals Zürich mit Hamish MacDougall, PhD vom Vestibular Research Laboratory des Departements für Psychologie der Universität Sydney (Australien).

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Die Strabismus-Videobrille erwies sich in der Praxis als einfaches, schnelles und genaues Instrument, um den Schielwinkel zu erfassen.
PD Dr. med. Konrad P. Weber, Oberarzt an der Augenklinik und der Klinik für Neurologie des USZ

Messgenauigkeit im Praxistest erwiesen

In einer Studie wurde nun die Genauigkeit der neuen Strabismus-Video-Brille geprüft. Dazu wurden die Resultate der Videobrille mit dem Hess-Schirm als etabliertem Standardtest verglichen. Zudem wurde der Einsatz der Video-Brille in der Praxis erprobt. Die Studie erfasste die Schielwinkel einer Patientengruppe von 41 Erwachsenen und Kindern ab sechs Jahren mit angeborenem oder erworbenem Begleit- oder Lähmungsschielen und eine Gruppe von 17 Freiwilligen ohne Schielen. Alle Teilnehmer wurden dafür mit der neuen Brille und dem herkömmlichen Hess-Schirm getestet. Die mit der Brille gemessenen Schielwinkel zeigten eine gute Übereinstimmung mit den Resultaten des Hess-Schirms.

Die neue Strabismus-Videobrille erwies sich in der Praxis zudem als einfaches, schnelles und genaues Instrument zum Erfassen der Schielwinkel. Dies ist insbesondere für Patienten mit angeborenem Schielen wichtig, die mit dem üblichen Hess-Schirm nicht getestet werden können, sowie für die Messungen bei Kindern. Konrad P. Weber sieht weitere Vorteile in der Grösse und im Komfort der neuen Strabismus-Videobrille:

«Dank immer kleiner gewordenen Elektronik-Bauteilen wie Videokameras konnten alle für den Schieltest nötigen Komponenten in eine kompakte, mit einem 3-D-Drucker hergestellte Brille verpackt werden. Dadurch wurde es möglich, die über 100 Jahre alten Untersuchungstechniken zur Schielwinkelmessung für den Untersuchenden und die Patienten markant zu verbessern.»